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Talks mit William
In den letzten Jahren wurden mehrere Interviews mit William Rothlein von Reiner Boller im Magazin Karl May & Co. veröffentlicht. Auszüge aus diesen Gesprächen gibt es nachfolgend.
  
William Rothlein 2001
   
„Ich habe jede Minute genossen…“
Interview mit William Rothlein (2000)
 
Herr Rothlein, Ihr Name klingt deutsch. Haben Sie deutsche Vorfahren?
Rothlein – Das ist ein deutscher Name, und meine Vorfahren kamen aus Österreich. Mein Vater wurde in Lemberg geboren, das zur Zeit seiner Geburt, 1906, zu Österreich-Ungarn gehörte. Meine Mutter wurde in New York City geboren, aber ihre Familie stammt aus Nordrumänien, einem Teil, der als Bessarabija bekannt ist. Ich selbst wurde in Brooklyn, New York, geboren.
 
Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Ich wollte schon immer Schauspieler werden, schon als ich Anfang zwanzig war. Ich habe mit der Schauspielerei begonnen, als ich 21 Jahre als war. Ich nahm kurze Zeit Unterricht bei Stella Adler und Elia Kazan, nicht im Actors’ Studio, aber Elia Kazan hat natürlich sehr aktiv im Actors’ Studio gearbeitet. Als ich die Rolle in DAS VERMÄCHTNIS DES INKA bekam, war dies meine allererste Rolle als Schauspieler überhaupt. Davor hatte ich natürlich, wie Sie wissen, einige Jahre in Europa und New York als Model gearbeitet, für den Maler Salvador Dalí. Während dieser Zeit machte Federico Fellini mit mir Probeaufnahmen für eine Rolle in einem Film namens JULIET OF THE SPIRITS (JULIA UND DIE GEISTER), den er 1965 drehte. Er bot mir eine größere Rolle in diesem Film an. Ich habe damals abgelehnt. Jetzt wünschte ich natürlich, ich hätte das nicht getan. Es war aber so, und ich hatte viele Gründe dafür. Dann habe ich aber statt dessen DAS VERMÄCHTNIS DES INKA gedreht.
 
Wie kam der Kontakt zu Georg Marischka zustande?
Er hatte von mir durch den österreichischen Fotografen Peter Basch gehört, der mich in New York fotografiert hatte, und er hatte auch einige Fotos von mir gesehen, welche der berühmte Fotograf Philip Holzman gemacht hatte. Die Fotos wurden dem Produzenten Carl Szokoll gezeigt und dann schließlich Georg Marischka. Sie nahmen mit mir in New York Kontakt auf, und ich kam nach Deutschland, um Georg und Carl Szokoll zu treffen. Auf diese Weise bin ich also zur Rolle des Prinzen Haukaropora in DAS VERMÄCHTNIS DES INKA gekommen.
 
Der Start der Dreharbeiten war dann im August 1965 in Peru. Waren Sie vom Machu Picchu sehr fasziniert?
Die Dreharbeiten begannen in Peru, im August 1965, genauso genommen Ende August. Ich unterschrieb in München den Vertrag, und am nächsten Tag ging es schon nach Peru. Es war ein langer Flug, bis wir endlich in Lima ankamen. Wenige Tage später waren wir in Cusco und haben gedreht. Als wir wiederum später am Machu Picchu ankamen, konnten wir es gar nicht glauben, denn der Machu Picchu ist einfach herrlich – eine unglaublich schöne Landschaft. Ich war überwältigt, dort drehen zu können.
 
War es aufregend, einen Film in einem nahezu unbekannten Land, dazu unter ungewöhnlichen Bedingungen, zu drehen?
Die Bedingungen stellten sich zuerst als sehr schwierig heruas. Wir brauchtne eine Zeitlang, um uns an das Wetter zu gewöhnen. Im September konnte es dort sehr heiß sein, wenn die Sonne schien. Natürlich herrschte dort tropisches Klima, allerdings in einer Höhe von 2500 m, Cusco noch höher – 4000 m. Durch diese Kombination von tropischem Klima und zugleich sehr großer Höhenlage gibt es dort extreme Wetterschwankungen. Die Bedingungen waren mehr als sonderbar. Die Sonne schien, und es war in der Sonne brutal heiß und feucht. Wenn dann die Sonne hinter den Wolken verschwand, wurde es kalt. Es regnete, es war trocken, nass, kalt, in der Nacht war es kalt – unglaublich. 1965 gab es einige politische Probleme in Peru. Aufgrund von Unruhen wurden in dieser Gegend viele Soldaten eingesetzt, und die Guerillas griffen Gebiete an, in denen Soldaten stationiert waren. Es war schon sehr interessant, aber wir hatten überhaupt keine Angst – zumindest ich nicht. (lacht) Toll.
 
DVD
DVD-Veröffentlichung (erhältlich bei Amazon)
  
Gab es wegen der Unruhen Störungen im Ablauf der Dreharbeiten?
Das Filmteam war schon ein bisschen besorgt – ich aber nicht, zu keiner Zeit – ich habe mich prächtig amüsiert, habe jede Minute dieser Dreharbeiten genossen – DAS VERMÄCHTNIS DES INKA – phantastisch! Carl Szokoll hatte wegen des Einsatzes der Soldaten Bedenken, und ich glaube, er wollte auch mehr Statisten für die Krönungszeremonie einsetzen, aber wir konnten einfach nicht mehr bekommen. Wir wollten alle Soldaten, konnten jedoch wegen dieser drohenden Unruhen nicht alle haben. Diese Probleme habe die Dreharbeiten allerdings nicht wirklich behindert, und im Prinzip hat es sich lediglich um eine Krise von einigen Tagen gehandelt.
 
Nach den Aufnahmen in Peru war Ihr nächster Drehort Bulgarien…
Wenn ich mich recht entsinne, waren wir etwa sechs Wochen in Peru. Dann ist die Second Unit nach Spanien geflogen, um dort eine Zeitlang zu drehen. Ich bin nie nach Spanien gekommen. Einige der Schauspieler waren in Spanien, und ich bin nach Bulgarien geflogen, wo sich dann schließlich die Second Unit zu uns gesellte und in Sofia alle wieder zusammen kamen. Dort verbrachten wir weitere sechs, sieben oder gar acht Wochen.
 
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Drehort Bulgarien?
Bulgarien war überaus interessant, zu einer Zeit, als der Westen noch nicht weit in dieses Land vorgedrungen war. Es war in gewisser Weise recht rückständig, hat mich aber fasziniert. Wenn ich nicht drehte und einige Tage frei hatte, bin ich durch die Stadt gelaufen, völlig anonym. Niemand kannte mich, ich kannte niemanden, sprach kein Wort Bulgarisch, habe kein Wort Englisch gehört, bin einfach nur umhergelaufen und habe mich in ganz Sofia verirrt. Ich genoss das Gefühl, völlig anonym zu sein, und ich konnte stundenlang umherwandern – großartig, ein tolles Gefühl von Freiheit! An den Abenden, an denen ich nicht drehte, ging ich in die Oper oder ins Ballett. Einen Abend Ballett, am nächsten in der Oper – immer abwechselnd, zumindest so lange ich konnte, bis dann die Dreharbeiten wieder begannen. Zuerst drehte ich nicht in der Hauptstadt, in Sofia, sondern zumeist in Belogradschik und an anderen Orten am Schwarzen Meer und in Varna. Zum Schluss kamen wir in die Hauptstadt zurück und machten Innenaufnahmen in den Studios in Sofia.
 
Wenn Sie heute rückblickend an Ihren Part in DAS VERMÄCHTNIS DES INKA denken – Was für eine Meinung haben Sie darüber?
Eine phantastische Zeit für mich. Ich bin jetzt wieder neugierig – auf die Rolle, auf den Film, und ich habe ihn meinem neun Jahre alten Sohn gezeigt. Er war überrascht, den Film zu sehen. Er wollte immer wissen, wie ich mit 22 aussah, als ich jung war, also habe ich ihm den Film gezeigt, und er hat ihm gefallen.
 
Wie ging es nach dem Karl-May-Film mit der Schauspielerei weiter?
Nach Ende der Dreharbeiten habe ich kurze Zeit in Paris gelebt. Ich reiste, ging nach Rom und Paris und kam dann nach einem Jahr wieder nach New York. Dann zog ich nach Los Angeles, wo ich lange blieb – etwa elf Jahre. Ich spielte vor allem Theater. Bis zu der Zeit, als ich nach Los Angeles zog, hatte ich noch nie Theater gespielt. Ich habe in einigen Filmen mitgespielt, mich dort aber ausprobiert. Meine Schauspielerei fand im wesentlichen auf der Bühne statt, und als ich 1980 nach New York zurückkehrte, begann ich damit, wieder Filme zu drehen. Ich habe aber auch Theater gespielt – einige Stücke, und ich habe einen Independent-Film gemacht.
 
Würden Sie auch wieder einmal einen deutschen Film drehen?
Es versteht sich von selbst, dass ich ebenso gern wieder in Deutschland drehen würde. – Ich interessiere mich nach wie vor sehr für den europäischen Film, und ich würde gern wieder in Europa arbeiten, bin mir auch ziemlich sicher, dass das klappen wird.
Filmszene
Filmszene aus DAS VERMÄCHTNIS DES INKA (DVD erhältlich bei Amazon)
  
  
Ein „Inka“ in Berlin
Interview mit William Rothlein bei den Berliner Filmfestspielen (2001)
 
Ihr erster Eindruck von Berlin, William?
Berlin ist eine wunderschöne Stadt. Eine Stadt voller Liebe, voller Aufregung und Trubel um diese Filmfestspiele. Ich weiß ja nicht, wie es hier außerhalb der Festspielzeit aussieht, aber ich finde Berlin faszinierend. Wenn ich in den alten Stadtteilen spazieren gehe, besonders nachts, wenn alles still ist, versetzt mich das in eine längst vergangene Zeit zurück. Ich komme mir vor wie im Kalten Krieg. (lacht)
 
Gestern Abend haben Sie die Pressekonferenz mit Kirk Douglas besucht. Wie waren Ihre Eindrücke von der Atmosphäre dort, von den Fragen und Antworten, den Leuten?
Ich mag Douglas wirklich sehr – er ist ein echter „Oldtimer“. Ein sehr netter Mensch, und seine Antworten haben mich gerührt. Vielleicht, weil es da so eine Art Verbindung zwischen ihm und mir gibt – wir kommen beide aus New York. Ich weiß nicht genau, ob er dort geboren wurde, aber er hat viele Jahre in New York gelebt. Zudem sind wir beide Juden. Douglas ist ein wirklich guter Schauspieler: stark, glaubt an das, was er als Schauspieler tut – einfach überzeugend.
 
Warum haben Sie New York zu „Ihrer“ Stadt erkoren?
New York ist einfach „meine“ Stadt. Ich liebe New York. Ich wurde dort geboren, in Brooklyn, und habe dort lange Zeit gelebt. Ich bin viel herumgekommen, habe, wie Sie wissen, zwölf Jahre in Kalifornien gelebt. Ich konnte mir, als ich Kalifornien verließ, einfach nicht vorstellen, dorthin zurückzukehren. Mir hat Kalifornien gereicht, und wenn es nach mir geht, muss ich dort nie wieder hin. Natürlich habe ich immer mal wieder in Kalifornien gearbeitet. New York hingegen ist eine sehr intensive Stadt, ich fühle mich dort wohl und zu Hause. 
 
Meeting
Meeting in Berlin: William Rothlein und Willy Egger
 
  
Ein „Inka“ in New York
Unterwegs im „Big Apple“ mit William Rothlein (2007)
 
Ein Insidertipp von William Rothlein:
„Ein gemütlicher Platz für einen Drink am Ende eines Tages ist ,Bar and Books’. Wenn ihr in NYC seid, schaut doch einmal vorbei. Vielleicht sehen wir uns dort, wer weiß?“ Ein Besuch lohnt sich, im Internet lässt sich ein Blick in die spezielle Atmosphäre der gut besuchten Hudson Bar and Books werfen. 
 
New York, New York
Unterwegs im "Big Apple"
  
 
Quellenverzeichnis:
 
  • Artikel: „Ich habe jede Minute genossen…“ – Interview mit William Rothlein, dem „Haukaropora“ aus „Das Vermächtnis des Inka“ (Karl May & Co. Nr. 80, Mai 2000
  • Artikel: „Ein Inka in Berlin“ – Interview mit William Rothlein (Karl May & Co. Nr. 85, August 2001)
  • Artikel: „Ein Inka in New York – Unterwegs im ,Big Apple’ mit William Rothlein“ (Karl May & Co. Nr. 109, August 2007)